Meine Krise

Die Panik ist ja voll am laufen. Auf allen Kanälen lese und höre ich, wie schlimm es ist. Fakten und Vernunft sehe ich praktisch nirgends. Ich nahm an, dass sich die Stimmung langsam beruhigt, aber davon höre ich nichts. Deshalb schreibe ich hier mal meine Sicht. Die ist natürlich auch subjektiv, ich weiss.
Für mich ist die Krise vorbei. Krise, das war: ein neues Virus, eine unbekannte Krankheit, keine Erfahrungen, schreckliche Bilder von irgendwo, Handlungsbedarf im Blindflug. Deshalb: die Krise ist vorbei. Wir wissen einiges über das Virus und die Krankheit, wir haben Zahlen und Fakten, die schlimmen Bilder lassen sich einordnen, und wir wissen, dass die Krankheit keine Katastrophe ist, wie man im Anfang befürchtete. Wir wissen: COVID-19 ist eine neue Infektionskrankheit, niemand hat eine Immunität dagegen, und deshalb ist die Ausbreitung rasant. Es gibt schwere Krankheitsverläufe, und Menschen sterben daran. Wir wissen aber auch: die allermeisten Menschen machen die Infektion durch mit wenig Symptomen oder ganz unbemerkt. Schwer erkranken vor allem alte, kranke Menschen, die nur noch eine kurze Lebenserwartung haben. Sie sterben jetzt mit Corona anstatt nächsten Sommer oder Winter an einer anderen Infektion. Das tönt herzlos, ist aber trotzdem so. Viele alte Menschen teilen diese Einstellung ernsthaft und haben weniger Probleme damit als wir jüngeren. Wenige junge, meist gesundheitlich vorbelastete Menschen erkranken schwer. Es sind wirklich wenige. Ich bin sehr froh darüber. Möglicherweise sind es nicht mehr als sonst auch. Es gibt ja immer junge Leute, die schwer krank werden, und man weiss nicht recht warum. Aber dazu gibt es ja wohl keine Zahlen. Die befürchtete Katastrophe ist nicht eingetroffen. In einem Jahr werden wir sehen: die Zahlen der zusätzlichen Todesfälle bewegen sich im Rahmen einer starken Grippewelle. Davon kann man ausgehen, wenn man die aktuellen Zahlen analysiert (warum macht das eigentlich niemand am Fernsehen oder in der Zeitung? Da hört man nur: soundso viele Tote gibts wieder…)
Die Krise ist vorbei, aber die Krankheit ist da. Sie bleibt auch da. Sie geht nie mehr weg, wie all die anderen Infektionskrankheiten auch nicht. Wir können Sars-Cov2 nicht ausrotten. Das sage nicht ich, ich weiss es natürlich nicht, das sagen die Virologen. Wir lernen mit dem Virus leben mit der Zeit, erwerben eine Herdenimmunität, die Infektionsrate wird sinken, und die Krankheitsverläufe werden weniger schlimm sein. Die Virologen sagen, dass wir nicht um eine Durchseuchung herumkommen. Viele müssen sich infizieren, anders gehts nicht. Das ist aber nicht schlimm. Wir wissen jetzt: Für die meisten ist das Virus harmlos. Damit müssen wir jetzt leben. Ich bin froh, dass es nicht schlimmer ist.
Deshalb finde ich: Ich lebe jetzt gerne wieder normal. Im Berufsalltag sind Patienten mit Infektionskrankheiten nichts Aussergewöhnliches. Sie zu isolieren, ist aufwendig und mühsam, aber wir sind uns das gewohnt. Corona ist da nicht anders als ein Norovirus oder eine Grippe. Ich habe persönlich keine Angst vor dem Virus, und ich gehe davon aus, dass ich es irgendwann auch finde. Das ist ok so, dann ists vorbei, und ich habe meine gute Tat getan im Überwinden der Krankheit. Es ist wahrscheinlich gut und wichtig, dass wir unsere Alten und Schwachen schützen, damit sie sich möglichst nicht anstecken. Daneben: Es ist Zeit zum Weiterleben. Wir könnens nicht ändern, nicht mit Masken, auch nicht mit 2m Abstand und mit zuhause herumhocken. Das darf man natürlich, auch wenns nichts mehr bringt, aber man sollte nicht alle verrückt machen damit. Ich mache lieber etwas vernünftiges, Einkaufen für die Mutter oder sowas. Die allgemeine Panik ist schädlich. Schädlich für unsere persönliche Gesundheit, und schädlich für unsere Gesellschaft. Wir sollten sie aufgeben, finde ich. Auch wenn es vielleicht schwierig ist für die, die sich darin häuslich eingerichtet haben.
Finde ich. Du kennst mich ja.

9 Gedanken zu „Meine Krise

  1. Jo, i ha zwar nüt mit em Gsundheitswäse dstüe, aber ig gseh das öppe glich wie du, Pöilu. I ha, bis uf wenigi ufzwungni Sache, wie nümme im Kafi go schaffe, oder go Zähler abläse, genau glich witer gmacht wie vorhär. Für was ou? I ha mi gäng gsung und nid zu re ” Risikogruppe zöut gfüehlt. Sowieso “Risiko”: lut ” Wicki” chönnt Risiko ” Gefahr laufen” oder ” etwas wagen” dütet wärde. Gfahr loufe sech öppis ” ufdsläse” besteit gloub permamänt, wage richtig ds’Läbe fingi doch de besser. Gfahr ds loufe stärbe duet definitiv e jede! De gniesse mer doch ds Läbe gschider, als sech Sorge, mer chei jo glich mit däm kei Tag länger läbe.

  2. Vielen Dank für diesen Blog! Wir sind pensioniert und können uns diesen mutigen Gedanken nur anschließen und wünschen uns noch tausende solche Artikel –überall – damit dann Tausende nicht mehr zu Hause bleiben, sondern endlich auf die Strasse gehen, damit dieser Wahnsinn abgebrochen wird!

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