Monastir – Markt

In Monastir ist Freitag und Samstag Markt. Wir nehmen es heute ruhig, aber den Markt lassen wir nicht aus. Mit dem Autofahren läuft es schon viel besser. Monastir ist nicht mit Tunis vergleichbar, aber trotzdem seeeehr anders. Das Verhalten auf der Strasse ist wirklich gewöhnungsbedürftig. Die Strassen ausserhalb des Quartiers, auch im Ort, sind breit, die Fahrtrichtungen sind getrennt, es hat zwei Fahrstreifen. Eventuell ist dazwischen ein Streifen gemalt. Links wird gefahren. Der rechte Streifen wird multifunktional genutzt, zum fahren, für Velos, Fussgänger, und vor allem auch zum parkieren. Viele Kreuzungen haben grosszügige Kreisel, da wird manchmal auch angehalten auf dem rechten Streifen. Vortrittsregelungen scheint es keine zu geben, man passt einfach auf, drückt und schaut was passiert. Selten gibt es Fussgängerstreifen, aber das heisst nicht, dass da jemand anhalten würde. Das wäre nicht empfehlenswert. An Verkehrschildern habe ich nichts gesehen ausser Geschwindigkeitsbegrenzungen, an die sich keiner hält, und gelegentlich ein Stoppschild. Wegen allem wird gehupt. Jeder schaut gut, und es funktioniert. Aber effizient ist das System nicht, und für mich ist es anstrengend. Ich hätte gerne ein Sondersignal auf dem Dach, das würde helfen.

Der Markt ist ein Erlebnis. Die Bilder sprechen für sich. Es ist unglaublich laut. Wir kaufen Artischocken, Rahel bezahlt. Kurz darauf hat es eine enge Stelle, sie wird von zwei Männern eingeklemmt, einer steht ihr auf den Fuss. Das wäre jetzt eine typische Situation für Taschendiebstahl gewesen, denkt sie. Sie schaut nach dem Portmonnaie. Weg. Natel? Weg. Zack. Der Markt ist plötzlich nicht mehr Kulisse, wir sind zum Teilnehmer geworden.
Die Kleiderstände sind eindrücklich. Alles liegt offen auf Tischen, einzig nach Preis sortiert. Um eine Hose zu finden, nimmst du hundert Kleidungsstücke in die Hand. Um eine Hose zu finden, die dir gefällt, natürlich ein paar mal hundert. Und dann sollte auch noch die Grösse passen. Aber das ist wohl normal. Bei den Schuhen musst du auch noch den passenden finden. Beim Gemüse ist viel los. Es gibt kaum Stände mit grösserem Sortiment. Die meisten verkaufen einfach ein Gemüse oder eine Fruchtart.

Es hat hier unglaublich viele junge Männer, die einfach einen Stand bewachen. Soviel menschliches Potenzial liegt hier einfach brach, scheint mir, ohne Perspektive auf eine Verbesserung der Lebensumstände. Es wirkt bedrückend auf mich. Auch der Umgang untereinander hier auf dem Markt irritiert mich. Jeder scheint nur auf sein Ding fixiert zu sein, ohne Interesse an einem menschlichen Kontakt. Es gibt kein kurzes Gespräch oder ein Lächeln am Stand wie bei uns. Auch der Umgang mit den Lebensmitteln irritiert mich. Sie werden sorglos herumgeworfen und an Haufen gelagert und sehen auch entsprechend aus. Das ist sehr ungewohnt für einen Schweizer Bauern.

Am Nachmittag holen wir zwei Velos bei Bekannten und fahren dem Strand entlang.

Diese Ziegen und Schafe weiden mitten im Quartier, auf einem freien Stück Land. Die Futterqualität ist nicht wirklich mit unserer Fütterung in der Schweiz vergleichbar, finde ich. Aber sie scheinen zu überleben. Tiere haben hier einen anderen Stellenwert als bei uns.

Auf mich wirkt der Umgang mit Abfall sehr verstörend. Wir machen ja schlimme Sachen mit der Umwelt, und wahrscheinlich sind unsere Fehler gravierender für die Natur als das, was ich hier sehe. Aber es sieht schlimm aus. Überall liegt Abfall herum, Plastikflaschen, Plastiktaschen, alles mögliche. Am Strassenrand, am Meer, auf jedem freien Platz. Bauschutt wird irgendwo an den Strassenrand gekippt und bleibt einfach dort. Wir verstecken unsere Schweinereien doch wenigstens ordentlich in einer bewilligten Deponie.

Wir haben ein altes S5mini mitgenommen, und Christian hat eine Prepaidkarte besorgt, damit wir hier ein Telefon haben. Auch roamingmässig ist Tunesien Dritte Welt, der Tarif ist nicht bezahlbar für eine Ferienoption. Nun haben wir ein Handy für Rahel. Handy neu einrichten ist ja immer sehr lustig, Ferien eignen sich da sehr gut dazu.

Ein Gedanke zu „Monastir – Markt

  1. Hallo Pöilu und Pia, das klingt ja ganz spannend eure Erlebnisse in Tunesien. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Berichte von eurem Abenteuer. Geniesst es und noch viele Interessante Begegnungen. Jetzt weiss ich auch was du mit der Handfräsenkiste “geschmuggelt” hast

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